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Bukarest

Bukarest | Rumänien | "vor Sonnenaufgang"
Bukarest | Rumänien | „vor Sonnenaufgang“

Titel | „Zwei Farben der Freiheit“


Ein besonderer Reisebericht | Genau 30 Jahre nach der blutigen Revolution in Rumänien habe ich die Einladung erhalten zum Jahrestag nach Bukarest zu reisen und mir dabei einen Überblick über die Menschen, Kultur und im Besonderen die Weinkultur zu machen. Hier erlebe und lerne ich im Dezember 2019 die Geschichte zur Revolution in Rumänien neu. Aus dieser sehr nahen Perspektive zum Geschehen fühlt sich die Revolution sehr gegenwärtig, unverarbeitet und authentisch an. Die Zeitgeschichte liegt spürbar wie eine dunkle graue Wolke aus der Vergangenheit, unverarbeitet, immer noch über der Stadt.


Über diesen Artikel | Eigentlich geht es in diesem Artikel gleich um zwei Länder, die einiges gemeinsam verbindet. Es geht um Rumänien und Deutschland. Beide Länder vereint ein gemeinsamer Kampf um Freiheit und Demokratie. Mit der Öffnung des Eisernen Vorhangs und damit verbundene Revolution von 1989 in ganz Europa. Beide Länder sind „Gewinner“ jener Revolution. Jedoch, während in Deutschland die Aufstände friedlich verliefen, bezahlten in Rumänien ca. 5000 Menschen die gewonnene Freiheit mit ihrem Leben. Scheinbar können die Menschen beider Länder, auch nach 30 Jahren, diesen Sieg nicht wirklich feiern. Es folgen sozialkritische Überlegungen in meinem Artikel, der so nicht geplant war.


Ein Blog-Artikel mit Bildern und Text von Batin Mumcu für www.berlinerweinpilot.de


Bitte lesen Sie diesen Beitrag, ohne zu urteilen oder allzu schnell zu verurteilen. Reflektieren Sie, und stellen Sie die richtigen Fragen. Stellen Sie sich selbst viele Fragen!


"Piata Revolutiei" Revolution Square in Bukarest
„Piata Revolutiei“ Revolution Square in Bukarest

Am „Piata Revolutiei“ in Bukarest und in der Stadt „Timișoara“ verloren etwa 5.000 Menschen ihr Leben!


Hier am „Revolution Square“ in Bukarest und in Timisoara der größten Stadt des Banats. Fand hauptsächlich die rumänische Revolution vom 16. bis 27. Dezember 1989 statt. Nach blutigen Kämpfen verloren etwa 5.000 Menschen in weniger als 14 Tagen ihr Leben.


Auf diesem Balkon hielt der Diktator Nicolae Ceaușescu seine letzte historische Rede.
Auf diesem Balkon hielt der Diktator Nicolae Ceaușescu seine letzte historische Rede. Dies ist gleichzeitig auch das Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien 1965-1989.

Heute | 30 Jahre später …


Heute, genau 30 Jahre später. Stehe ich hier und bin deutlich bewegt diesen Platz zu begehen. Ich muss gestehen, es fällt mir nicht ganz leicht. Ich entsinne mich vieler Medien-Bilder einer längst vergessenen Zeit. Kurz vor Weihnachten im Dezember 1989 haben hier am „Plaza de Revolution“ und in ganz Rumänien viele Menschen ihr Leben verloren. Diese Tatsache lässt mich nicht kalt. Am National-Museum hängen schwarz weiß Bilder der Revolution, die den Verlauf dokumentieren.


Mit der rumänischen Geschichte hatte ich mich nie wirklich beschäftigt. Es lässt mir keine Ruhe, mich mit diesem Thema intensiver auseinander zu setzten. So tauche ich ein in eine Welt, die mir sehr exotisch-fremd und gleichzeitig sehr vertraut erscheint. Die rumänische Geschichte hat viel mehr mit mir und meiner eigenen deutschen und der europäischen Geschichte zu tun. Mehr, als ich zuvor erwartet hatte.


National Museum Bukarest
National Museum Bukarest

Der Hype | Wind of change | Looking for freedom |


Auch Deutschland konnte sich nicht dem „Looking for Freedom Hype“ und deren Entwicklung entziehen. Die deutsche Wiedervereinigung. Das Resultat dieser wilden Zeit. Im Gegensatz zu Rumänien konnte in Deutschland die Revolution friedlich gewonnen werden. Erst hier in Bukarest wird mir klar, welch großes Risiko die Menschen in Deutschland bei den friedlichen Demonstrationen eingegangen sind, um das Land zu vereinen.


Baudenkmal mit moderner Architektur
Baudenkmal mit moderner Architektur
Statue King Carol I
Statue King Carol I

Eine Tragödie!

Selten spüre ich gegenwärtig in Deutschland eine Einheit von Ost und West. Zu gespalten ist die Bevölkerung, um den Mut der vielen Demonstranten in Leipzig und Berlin im Jahre 1989 als gemeinsamen Triumph zu feiern. Der Sieg im Kampf um Demokratie, freiheitlich und gemeinsame deutsche Werte, findet in keiner Debatte gehört. Diese Reflektion zur Besinnung auf einen gemeinsamen Nenner fehlt in der deutschen Bevölkerung. Genau wie jene Relikte (z.B. Die Mauer), die das Land speziell in Berlin einst getrennt haben. Es gleicht einer Tragödie, dass die friedliche Revolution von 89´in Deutschland im Nachhinein in der Bevölkerung nie als solches geschätzt wurde.


Old Court | St. Antonius Kirche
Old Court | St. Antonius Kirche

Warum fühlt sich in Deutschland die deutsche Wiedervereinigung und in Rumänien der Sieg über den Diktator Nicolae Ceaușescu wie eine Tragödie an?


Palast des Parlaments
Palast des Parlaments

Das gegenwärtige Deutschland ist stark zerrissen in „Ostalgie und West-Arroganz“. Erschreckend ist die Entwicklung der mangelnden Toleranz und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Flüchtlingen, die derzeit in Europa Zuflucht suchen. Erschreckend das damit verbundene Vergessen und Verdrängen der eigenen Flucht.


Ich frage mich gerade, ob das deutsche Volk jetzt stärker vereinigt wäre? Hätten in Deutschland, wie hier in Rumänien, viele Menschen für die Freiheit und Wiedervereinigung mit dem Leben bezahlt?


Was wäre, wenn die DDR Flüchtlinge 1989 an der Grenze zur Tschechoslowakei und Ungarn von Grenzpolizisten und dem Militär erschossen worden wären? Wäre Deutschland jetzt eine stabilere Einheit?



Die Rumänen feiern ihre Helden der Revolution nicht!


Fürstliche Hofkirche in Bukarest
Fürstliche Hofkirche in Bukarest

Wie ist die Stimmung in Rumänien am Jahrestag der Revolution?


Die Rumänen feiern ihre Helden der Revolution nicht. Es gibt keine Feierlichkeiten zum Jahrestag in Bukarest. „Zu stark ist die Scham und der Schmerz über den Verlust der Menschen“. Erzählt mir der Reiseführer. Für mich ist dieser Umgang mit der Geschichte bedenkenswert und nicht nachvollziehbar. Das Bekenntnis zu Europa und der Wertegemeinschaft steht in der rumänischen Bevölkerung außer Frage. Die Rumänen sind ganz klar ein Teil von Europa. Aber Sie zeigen es in diesem Fall nicht. Vielleicht war der Verlust und der Preis für die Demokratie zu hoch, um diese zu zelebrieren?


Die Stavropoleos Kirche in Bukarest.
Stavropoleos-Kirche | Bukarest

Kommentar: Batin Mumcu | Berliner Weinpilot


Gegenwärtig. In der Hauptstadt von Rumänien wird jedem Bukarest Besucher sehr schnell klar, dass diese Stadt sich von den bekannten Metropolen in Europa im Lifestyle nicht unterscheidet. In der Stadt ist ein deutlicher Spirit aus französisch italienischem Flair im Temperament und Stadtbild zu spüren. Lobenswert ist das Cross-over, der hier im Stadtbild der Gebäudearchitektur deutlich seine Spuren hinterlässt. Moderne und historische Komponenten sind nicht selten in einem Gebäude vereinigt.


Weiter gibt es eine sehr spannende Weinszene mit vielen tollen Weinbars, die das Angebot und die Leidenschaft zum Wein, im Vergleich zu Berlin, um ein Vielfaches in den Schatten stellt. Das gefällt mir sehr. Der Respekt gegenüber der Geschichte und diese im Stadtbild zu bewahren und mit modernen Elementen zu erweitern, beeindruckt mich. Leider hat man diesen Spagat in Berlin und Deutschland verpasst. Viel zu schnell war man bemüht, die gelebte Geschichte der DDR-Kultur abzureisen, anstatt diese in das Stadtbild zu integrieren, um sich dieser zu vergegenwärtigen. Scheinbar haben beide Nationen eine Gemeinsamkeit. Die Unfähigkeit, die neu gewonnene Freiheit als Wiedervereinigung zu feiern.


Ich widme diesen Beitrag den Opfern der rumänischen Revolution von 1989.


Und auch den Menschen in Deutschland (Ost und West), die von der deutschen Wiedervereinigung enttäuscht sind. Die Hoffnung vieler Menschen beider Länder und die damit verbundenen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Ich habe die Hoffnung noch nicht verloren. Mehr Kommunikation, könnte hier der Schlüssel zum Erfolg sein!

„Zwei Farben der Freiheit“ ein Beitrag von Batin Mumcu für www.berlinerweinpilot.de

Zahlen und Daten, die im Text verwendet werden, können abweichen. Bei der Recherche zum Beitrag sind mir viele unterschiedliche Variationen der „wahren Geschichte“ mit unterschiedlichen Opferzahlen genannt worden. Ich bitte dies zu berücksichtigen und ggf. zu verzeihen!




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