Argentinien: Neue Wege beschreiten
Argentinien: Neue Wege beschreiten. In der argentinischen Weinindustrie vollziehen sich Veränderungen, und zwar in rasantem Tempo. Neue Regionen entstehen, da die Winzer auf der Suche nach neuen Anbaugebieten und kühleren Regionen sind.
Wie groß ist die argentinische Weinindustrie?
Gemessen an der Weinproduktionsmenge liegt Argentinien derzeit weltweit auf Platz 5,
mit 215.169 Hektolitern. Das Land ist der achtgrößte Weinproduzent der Welt in Bezug
auf Anbaugebiete sowie der neuntgrößte Exporteur weltweit mit einem Anteil von
etwas mehr als 3% des Weltmarktes. Die Weinexporte sind in den letzten 25 Jahren
entstanden. Argentinien expandiert weiterhin in neue Märkte und betreibt gleichzeitig
eine Konsolidierung auf den reiferen Märkten.
Wein ist ein essenzieller Bestandteil
Wein ist ein essenzieller Bestandteil der Kultur Argentiniens, so sehr, dass er da
Nationalgetränk des Landes ist und als ein Teil des Lebens angesehen wird. Buenos
Aires ist nach Paris auf Ebene der Städte der zweitgrößte Weinkonsument der Welt.
In den letzten Jahren ist der Pro-Kopf-Weinverbrauch, wie auch anderswo in der Welt,
stark zurückgegangen, dadurch entstand beim Export die Notwendigkeit, hohe Qualität
anzustreben, um weltweit konkurrenzfähig sein zu können. 75 % des in Argentinien
hergestellten Weins wird jedoch immer noch im Land selbst konsumiert, und das ist ein
wichtiger Teil der Identität Argentiniens.
Was macht Argentinien einzigartig?
Die Hauptanbauregionen folgen der Linie von Norden nach Süden, entlang der
Anden. Es sind diese Berge, die die Weinreben am Leben erhalten. Ohne sie wäre dies
nicht möglich. Argentinien ist das einzige Land, das über ein fast ausschließlich
kontinentales Klima für den Weinanbau verfügt.
Die wichtigsten kühlenden Einflüsse sind die Höhen- und Breitengrade, kombiniert mit
der Nähe zu den Bergen. Dies bestimmt das Klima für die Reben. Je weiter wir nach
Norden reisen, desto wichtiger wird die Höhe. Je weiter wir nach Süden reisen, desto
mehr macht sich der kühlende Einfluss des Breitengrades auf die Reben bemerkbar. Die
Weinanbaugebiete erstrecken sich über 3.800 km von Norden nach Süden, zwischen
dem 23. – 45. Breitengrad. Argentinien beherbergt sowohl die höchsten als auch die
südlichsten Weingüter der Welt.
Im Wendekreis des Steinbocks
Pro 155 m Höhe (Westen) verlieren wir etwa 1 Grad Celsius an
Durchschnittstemperatur. Wenn wir nach Norden reisen, bewegen wir uns in Richtung
des Wendekreises des Steinbocks, und so wird es immer wärmer. Die Höhe liefert den
Schlüssel für den kühlenden Einfluss, und zwar so sehr, dass die höchsten Weingüter
der Welt in den Provinzen Jujuy und Salta zu finden sind, mit Höhen zwischen 1.600
m.ü.M. und knapp über 3.300 m.ü.M.
Mit zunehmender Höhe, niedrigeren Temperaturen und weniger dichter Luft erhöht sich
das UV-Sonnenlicht. Pro 1000 m Höhe nimmt das UV-Licht um etwa 15 % zu. Dies hat
eine tiefgreifende Auswirkung auf die Trauben. Wasser ist ebenfalls entscheidend. Entlang der Anden sind die Niederschläge gering und reichen von 150 bis 250 mm pro Jahr. Es ist eine Wüste. Die Berge liefern das so wichtige Wasser aus der Schneeschmelze, um die Reben mit Bewässerungsverfahren zu ernähren.
Die Inkas kamen weit in den Süden, bis nach Mendoza und waren äußerst
geschickt im Umgang mit Wasser. Die Spanier übernahmen dieses Erbe, als Jesuiten
1551 erstmals Reben anpflanzten.
Wasser erhalten
Heute geht es darum, Wasser zu erhalten, mit modernen Methoden, wie der
Tröpfchenbewässerung, die an die Stelle der traditionelleren Flutungstechniken treten.
Die Böden sind hauptsächlich Schwemmland, die aber je nach Lage in den Anden sehr
unterschiedlich sind. Die Fruchtbarkeit der Böden ist sehr gering, sodass die Rebe
gezwungen ist, über tiefe Wurzeln nach Nährstoffen zu suchen.
Wenn wir uns nach Süden bewegen, werden die Tage während der Reifezeit länger, aber
die Sonneneinstrahlung ist weniger intensiv. Die Temperaturen sinken und die
Wüstenbedingungen ermöglichen, wie überall entlang der Anden, große
Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.
Was bedeutet das für die Reben?
Höhere Lagen und niedrigere Breitengrade bedeuten kühleres Klima bei bis zu 320
Sonnentagen im Jahr. Zudem erhöht eine Zunahme der UV-Strahlung die Dicke und die
Farbe (Tannin und Anthocyan) der Trauben, während bei kühleren Temperaturen der
Säuregehalt erhalten bleibt. Wenn die Temperaturen nachts sinken, gehen die Reben in
den Ruhezustand, so dass die Frische erhalten bleibt.
Das Sonnenlicht setzt die Fotosynthese natürlich am nächsten Tag in Gang, und so weiter.
Es hat sich gezeigt, dass Reben in höheren Lagen geringere Erträge liefern, wodurch die
natürliche Konzentration und der Geschmack erhöht werden. Wärmere Temperaturen
führen zu weicheren Tanninen, sodass wir auf einen großen Gegensatz bei Weinen aus
wärmeren Gebieten im Osten gegenüber denen aus kühleren Temperaturen im Westen
treffen. In Mendoza finden wir in nur 60 km Entfernung, von Ost nach West, die
gleiche Temperaturspanne wie zwischen der Toskana und Burgund. Dadurch verfügt
Argentinien über eine verblüffende klimatische Vielfalt.
In Argentinien dreht sich alles um den Malbec, nicht wahr?
Ja und nein. Der Malbec ist die Visitenkarte Argentiniens und er ist weitgehend für den
Erfolg der letzten Jahren verantwortlich. Diese Weinsorte macht fast 90% des gesamte
Exportwertes aus. Aber es gibt noch so viel mehr.
Argentinische Rebsorten und Weine
58 % der Sorten sind rot, 18 % weiß und 24 % rosa. Von den roten Sorten entfallen
22,39 % auf Malbec, 9,23 % auf Bonarda Argentinien, gefolgt von Cabernet Sauvignon
mit 7,2 %, Syrah mit 6,01 % und Tempranillo mit 2,81 %. Andere rote Sorten sind:
Merlot, Pinot Noir, Cabernet Franc, Tannat, Petit Verdot und viele andere mehr.
Malbec vereint die ganze Vielfalt Argentiniens, da er in jeder Weinanbauprovinz
Argentiniens zu finden ist.
Weißweine finden auch ihren Platz in Argentinien. Der größte Fortschritt Argentiniens
in den letzten Jahren lag wohl in der Qualität seiner Weißweine Torrontés Riojano (3,9 %), eine indigene Rebsorte, die zu einer wachsenden Familie von Weinreben gehört, die Criollas genannt werden, gedeiht in den hohen Lagen des Nordens, während Chardonnay (2,99 %), Sauvignon Blanc (0,99 %), Chenin Blanc (0,92 %), Viognier und Semillón in den höheren, kühleren Teilen der Anden erfolgreich sind.
Andere Criolla-Varianten, wie Pedro Giminez, (nicht mit der spanischen Sorte
verwandt), werden in großem Umfang für die Verwendung in Schaum- und Tafelweinen
angebaut. Die rosafarbenen Sorten bestehen hauptsächlich aus den Criolla-Sorten,
darunter Criolla Grande, Cereza und Muscatel. Diese Sorten werden hauptsächlich für
Tafelweine verwendet, aber sie werden bei jungen Winzern immer beliebter.
Während Malbec eine Plattform für die argentinischen Exporte bietet, ist es die
Regionalität, die die Zukunft sichern wird.
Text: Phil Crozier | Europe Brand Ambassador
Bild: Wines of Argentina
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