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Georgien

 

Georgien

(Reisebericht Teil: 1/4)

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

Diese Weinreise nach Georgien in den Kaukasus, stellt meine bislang getätigten Weinreisen ein wenig in den Schatten. Nicht nur die Tatsache, dass ich für eine Weinreise das Erste Mal Europäischen Boden verlasse, auch das Ziel der Reise, und wie es zu der Reise kam, ist für mich einem Hauptgewinn in einer Lotterie gleichzustellen, und traf mich ganz unvorbereitet am Telefon. Wenn das Auswärtige Amt anruft, dann hast Du entweder ein großes Problem, dachte ich mir, oder Du musst deine Koffer packen. In meinem Fall hat mich, Standortinitiative „Deutschland – Land der der Ideen“, zusammen mit dem Auswärtigen Amt, im Rahmen der Deutsch- georgischen Beziehungen zum Standortmarketing-Dialog 2016, (eine Initiative von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier) in den Kaukasus geschickt, um über Wein und Kultur aus Georgien zu berichten. Für mich als Berliner Weinpilot ein „junger“ Blogger und Weinreisejournalist, fühlt sich das an wie ein Ritterschlag auf der Zugspitze an Silvester bei 30 Grad im Schatten. Mit 1.200 Bildern und einem Koffer voller Eindrücke und Inspirationen kehre ich nach einer Woche Georgien im Spätherbst nach Berlin zurück. Hier folgt mein ausführlicher Reisebericht. Viel Spaß beim lesen, und los geht´s…

„Die Wiege der Weinkultur“

Bei dieser Mission ging es um mehr, mehr als einfach nur Wein zu verkosten und Produkte zu bewerten. Damit ich nicht zu sehr enttäuscht werde, bei meiner Ersten-Reise nach Georgien, habe ich meine Erwartungen im Vorfeld erstmal nicht sehr hoch gesteckt, um mich auch an den kleinen Dingen zu erfreuen, und um offen zu sein für viele neue Eindrücke von der mir so fremden Kultur im Kaukasus, auch bekannt als die Wiege der Weinkultur.

Auch wenn der Ursprung der Weinkultur im Kaukasus beheimatet ist, und eine ca. 8000 Jahre alte Geschichte hat, war mir vorweg klar, dass ich eigentlich keine Ahnung habe was auf mich zukommt. Ich denke, eine sehr gute Ausgangsbasis für ein Abenteuer dieser Art. Durch mein Seminar Weinland-Georgien das ich 2014 in Berlin gegeben habe, war mir bewusst, das Wein aus Georgien in den Weinregalen in Europa und der Welt, kaum eine Rolle spielt, und nahezu gar nicht existiert, und dazu, unglaublich schwer zu verkaufen ist. Im Vergleich zu gleichpreisigen Wein aus EU Ländern wie Italien oder Frankreich, welche die Kunden blind kaufen, muss man Georgischen-Wein erklären, viele Geschichten erzählen und zusätzlich mindestens eine oder zwei Flaschen zum Verkosten öffnen. Also eine aufwändige und keine leichte Angelegenheit, um neue Kunden für diesen Markt zu gewinnen.

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

Foto: Lisa Treutmann – www.berlinerweinpilot.de

„In den Himmel ragende Alpen und Gletscher die ganzjährig schneebedeckt vor Selbstbewusstsein aus dem Kaukasus protzen“ (Zitat: Batin Mumcu)

Der Ausblick aus dem Flieger und der Landeanflug auf Tiflis sind gigantisch und bleiben mir unvergessen. Man fliegt eine ganze Weile über Georgien und sieht in den Himmel ragende Alpen und Gletscher, die ganzjährig schneebedeckt vor Selbstbewusstsein aus dem Kaukasus protzen, und weit über die Wolken aus der Erde ragen, und bis zu 5642 Meter hoch (höchster Gipfel „Elbrus“ 5642 Meter) weit in den Horizont reichen. Über 1000 Kilometer lang und 180 Kilometer breit, erstreckt sich dieses Hochgebirge zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischem Meer und befindet sich auf den Territorien Russlands, Georgiens, Armeniens und Aserbaidschans.  Der Kaukasus ist ein Faltengebirge mit einigen Vulkankegeln, das wie die Alpen im Tertiär (Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren) aufgefaltet wurde. Es besteht u. a. aus Graniten und Gneisen und enthält Erdöl- und Erdgas­lagerstätten, deren Reserven auf bis zu 200 Milliarden Barrel Erdöl geschätzt werden. (Zum Vergleich: Für Saudi-Arabien – das Land mit den weltweit größten Erdölvorkommen – werden 260 Milliarden Barrel geschätzt.). Im Kaukasus begegnen sich sehr viele verschiedene Klimazonen auf relativ engem Raum. Um das Schwarze Meer eher feuchtes subtropisch Klima und um das südliche Kaspische Meer eher trockenes Steppen und Wüstenklima. Im Norden in den Höhenlagen bestimmt das gemäßigte Kontinental Klima das Terroir.

Foto: Batin Mumcu

„Naturwein“

Ich war sehr überrascht, vor Ort in Tiflis, auf ein sehr aktuelles Thema zu treffen, das seit einiger Zeit die Weinwelt gerade in Europa sehr kontrovers beschäftigt. Der Naturwein, hat in Georgien einen sehr hohen Stellenwert und eine lange Tradition in der Gesellschaft. Im Konsumverhalten der Einheimischen ist der Naturwein immer da gewesen, und die Nachhaltigkeit die damit verbunden ist nicht mehr weg zu denken.

Es gibt in Tiflis sehr viele Wein-Bars, Restaurants und Hotels deren Sortiment fast ausschließlich aus Naturwein besteht. Ich hab in der Gastronomie vor Ort nur Naturweine, also ökologisch hergestellte Weiß und Rotweine, nach traditioneller Methode, auf der Maische vergoren, und  ohne Verwendung von Schwefel im Ausbau und jenem chemischen Dünger der zum Rebenschutz bei konventionellen Weinbau verwendet wird, verkostet. Weißweine auf der Maische vergoren und auch Orangeweine sind hier ganz selbstverständlich.

Wie ich erfahren habe, gibt es von diesen Wein-Produktionen einzelner Winzer nur wenige hundert oder maximal einige tausend Flaschen, welche von privaten Personen mit bescheidenen Mitteln und mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit hergestellt wird. Naturweine in Europa sind nicht gerade günstig, in Georgien werden diese sehr aufwändig in „Qvevri“ (Tongefäße) im Boden ausgebaut und zu fairen Preisen verkauft. Von daher war ich, was das Thema Wein betrifft, sehr positiv überrascht, was nicht nur die Aktualität sondern auch Qualität der Weine betrifft.

Foto: Batin Mumcu

Foto: Batin Mumcu

Foto: Batin Mumcu

„Back to the Future!“

Die Besinnung auf die eigenen Wurzeln und Herkunft, hat die Menschen aus Georgien immer wieder aus Besatzung, Anektion und vielen Glaubenskriegen scheinbar befreit. Als wahre Stehauf Menschen, kann man die Kraft und den Überlebensdrang der Georgier bezeichnen. Und wenn nicht gerade eine Bedrohung von außen naht, wird das Land durch die Natur auf die Probe gestellt, wie zuletzt beim Erdbeben 2002 mit vielen Zerstörungen und Opfern unter der Zivilbevölkerung.

Batin Mumcu - www.berlinerweinpilot.de

Foto: Batin Mumcu

Foto: Batin Mumcu

Glaube und Religion (Georgisch Orthodox) spielt eine Tragende Rolle in der Gesellschaft, und zu meiner Verwunderung gerade bei der jüngeren Bevölkerung, ist diese sehr ausgeprägt. Sicherlich auch bedingt durch die Revolution und die damit verbundene Unabhängigkeit von  Russland/ Sowjetunion, und in der Spätantike die Eroberung durch das Osmanische Reich, hat den Glauben  in der Gesellschaft, als „Rettungsanker“, verinnerlicht und fest verankert.  Aber auch die Besinnung und das Bekenntnis zur 8.ooo Jahre alten Weinkultur und deren Wurzeln im eigenen Land, kräftigt und stärkt die Menschen.

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

Foto: Batin Mumcu

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

In der Hauptstadt Tiflis begegnen mir eine multikulturelle Gesellschaft mit sehr viel unterschiedliche Menschen und Strömungen unterschiedlicher Kulturen und Glaubensrichtungen. Sicherlich auch sozial und politisch mit unterschiedlicher Auffassung, aber alle sehr friedlich und respektvoll im Umgang miteinander. Gerade in den Ersten beiden Tagen nach meiner Ankunft, bin ich sehr viel zu Fuß durch die Metropole spaziert. Mehr als 1 Mio. Einwohnern zählt die Hauptstadt Tiflis. Ich habe mich nie und zu keinem Zeitpunkt bedroht oder Belästigt gefühlt. Auffällig ist der Mix aus Altstadt und Neustadt, die das Stadtbild in der Architektur wiederspiegelt. Ich fühle mich in der Altstadt, dem historischen Teil der Stadt sehr wohl, und mag es über den Markt und durch die Gassen zu schlendern. Es riecht nach gerösteten Kastanien, Mandeln und leicht nach Blüten und floralen Aromen. Ein Mix aus Frühling und Herbst bei 21 Grad und Sonnenschein im November. So präsentiert sich mir diese spannende Stadt, die sich im Aufwind, Umbruch und Erneuerungsprozess befindet, relativ modern. Georgien scheint sich gerade, aus den moralischen Zwängen der Tradition, und der Unterdrückung, frei und eigenständig zu entwickelt aber immer in Reflektion auf die eigene Geschichte und Herkunft.

Batin Mumcu – www.berlinerweinpilot.de

„Der Weinpilot als Kosmonaut in einer Zeitreise durch die Jahrtausend Jahre alte Kultur von Georgien, die sich mir bei jedem Meter die ich mich hier bewege wiederspiegelt.“

Vieles was ich sehe und mir begegnet, erinnert mich an meine Heimat Heidelberg und diverse Türkei Reisen. Auch mein Winterbesuch in Moskau 2002 wird mir beim Schlendern durch die Straßen von Tiflis allgegenwärtig. Westliche Materielle-Werte und Einrichtungen erscheinen mir beim ersten Blick wie ein Dorn im Auge. Im zweiten Blick symbolisieren Sie mir den Umwandlungsprozess indem sich die Gesellschaft hier befindet. MC Donalds, Coca Cola und Co., gab es allerdings auch schon in den 70er Jahren in den Arabischen und Ostblockstaaten, insofern stellt sich die Frage der Umwandlung nur bedingt, vielleicht suchen und bestätigen diese westlichen Marken und Konsumgüter auch ihre Identifikation und Berechtigung in diesen Regionen?! Durch die ungewohnte Wasserqualität und Nahrungszubereitung, reagiert mein Bauch/ Magen ab dem 2. Tag leicht unruhig, und so bestelle ich, wie selbstverständlich, auffällig oft eine Cola, um meinem Magen kurzweilig einer Säurekonzentration als Heilmittel zu unterwerfen, und somit auch zu reinigen, um Stuhlgang und Bachregulation wieder zu normalisieren. Später im Verlauf meiner Reise, wechsle ich von Cola auf „Chacha“ einem hochprozentigen Tresterbrand der bis zu 70% vol. Alkohol hat, und mir gleichzeitig den Körper komplett desinfiziert und mich unmittelbar nach Einnahme, spät am Abend, in den Tiefschlaf nahe der Bewusstlosigkeit versetzt.

Foto: Batin Mumcu

Im Vergleich zu diversen Weinreisen durch Italien, Frankreich, Spanien und Portugal, befinde ich mich hier in Georgien auf einem völlig anderen Niveau, um mich der Weinkultur und Geschichte zu nähern. Während mir in Europa die geographischen Regulierungen der Weinklassifizierungen von 1716 in der Toskana, Portugal und 1855 in Bordeaux oft stolz erwähnt werden, sind es hier im Kaukasus Jahreszahlen von bis zu 8.000 Jahre alter Weinbautradition und Regulierung die immerfort praktiziert wird. So ist man unfreiwillig Hotspot was den aktuellen Trend der Naturweinproduktion betrifft. Nur bekommt das in Europa und der Welt so richtig keiner mit!

(Batin Mumcu – Berliner Weinpilot; Reisebericht Georgien Teil1.)

Weiter geht´s mit dem Reisebericht Georgien Teil 2. „Tiflis“

Sehr gerne will ich Ihnen die Möglichkeit geben diese Wein-Reise zu unternehmen. Schon ab einer Teilnehmerzahl von 4 Personen stelle ich Ihnen gerne eine Reise-Route nach Georgien zusammen, die ein sehr gutes Preis Leistungsverhältnis beinhaltet, und sich nach Ihren individuellen wünschen gestaltet. Worauf warten Sie noch?

Schreiben Sie mir eine Email für weitere Informationen:

batin.mumcu@berlinerweinpilot.de

 

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